Schriften
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Alchemisches Symbol einer erhabenen Ebene, des leuchtenden Goldes,
des Sonnen-Feuers, das alles durchdringt, erleuchtet und auflöst.
Wenn ich dem skeptischen Teil in mir Gehör schenke, der mir
immer noch zuflüstert, ich soll mich mit konkreteren Dingen
beschäftigen, dann taucht in mir die Frage auf, ob es nicht
eine Anmaßung wäre, dieses Sinnbild als Unterschrift
zu verwenden, das auf seiner höchsten Sphäre auf Ishvara,
„die höchste Personifiezierung des Absoluten„,
die kausale Ebene, den Herren von Maya„ hindeutet (Glossario
Sanscrito, S.135, Edizioni Asram Vidya, Rom 1998).
Wie jedes Sinnbild, das an sich synthetisch ist, beinhaltet verschiedene
Wahrheiten, die viele Bezugspunkte ansprechen. Zum Beispiel könnte
es auch eine Verkürzung von „ora „ („jetzt„
auf Deutsch) oder von Orlando (meines Familiennamen) sein. Und
diese beiden Ebenen wirkten bei mir, als ich vor vielen Jahren
entschied, dieses Symbol als Unterschrift zu übernehmen.
Auch wenn ich noch nicht völlig konform mit dieser göttlichen
Stufe bin, kann ich doch nicht leugnen, dass mich die plötzliche
Begegnung mit diesem Sinnbild so überwältigte und überzeugte,
dass es zum Leuchtturm meines Lebens, zum Siegel meiner Essenz,
zur Flagge meiner kreativen Arbeit wurde.
Es war wie eine offenherzige Umarmung, ein Sichwiedertreffen,
nachdem wir uns aus den Augen verloren hatten. Auf der Suche nach
einem einfachen künstlerischen Ausdruck hatte ich in den
letzten 12 Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Figürliche
nach und nach verlassen und angefangen, auf naturliche Weise,
Mandalas zu zeichnen. Die konzentrische Symmetrie und die Einfachheit
dieser Symbole erlaubten mir, meine Seele zu nähren und meine
Malerei hinsichtlich des Symbolismus des Lichtes zu vertiefen.
Am Anfang war es nicht so einfach.
Eine Freundin von mir, die meine figürlichen Werke zu schätzen
wusste, bemerkte vor meinen ersten Mandalas sarkastisch: „Sizilianisches
Handwerk!„.
Ich muss zugeben, dass diese Bemerkung wie ein Dolchstoß
wirkte und zeigte, dass ich genau das gleiche Vorurteil in mir
trug; die angewandte und ornamentale Kunst als eine zweitklassige
Kunst anzusehen.
Obwohl meine Freundin nicht verstehen und nicht sehen konnte,
worauf diese geometrischen ersten Versuche hindeuteten, habe ich
mich „einer figürlich radikalen Abmagerungskur unterworfen„,
wie ein von mir bekannter Kritiker bemerkte.
Auch die Institutionen der öffentlichen Kunst waren gegenüber
dieser geometrisch-symbolischen Phase von mir nie offen und verständnisvoll.
Aber wie man weiß und nicht wahr haben will, verschlingt
sich die moderne und postmoderne Kunst in das Dogma des Asymmetrischen
und des Willkürlichen und in die krampfhafte Suche der Neuheit.
Im Verlauf der Zeit wurde das Mandala, das auf eine höchste
Bewusstseinsverwirklichung hindeutet, zu einer leeren Schale für
mich. Mit viel Mühe und Leiden war ich gezwungen, dies anzuerkennen
und mich von dieser Zuflucht zu trennen.
Bei dieser neuen Odyssee, die mich auf hoher See zur Figürlichkeit
zwingt,
stellt OR die Flagge dar, die auf dem Mast meines Schiffchens
flattert und mich immer an folgendes erinnert: „Das größte
Meisterwerk, das ein Individuum vollenden kann, ist jenes, sich
dem Archetyp der göttlichen Schönheit anzugleichen„
(Raphael, Der dreifache Feuerweg, S. 12, Asram Vidya, Rom 1986)
Was kann ich sagen vor diesen Figuren, die aus der Dunkelheit
der Quelle auftauchen? Es sind Ideen und Gefühle, die sich
aus der Tiefe der Wurzeln einen Weg bahnen, wie die Blätter
des Kastanienbaums vor meinem Fenster, welche dem Echo der Sonne
nachlaufen, die sie zur Erweckung ruft. Jede Sache ist an seinem
richtigen Platz, jede Bewegung strebt früher oder später
nach der Ruhe des Rückkehrens.
Omnia sacra. Alles ist heilig